Zeitumstellung?
Nachdem unsere Tochter am Abend kurz vor dem Einschlafen einen Tobsuchtsanfall hatte (Thema: „Luna Eis essen!!“ Oder eher „Luna Eis essääääään!“…), ging es heute morgen sehr entspannt weiter. Was so ein Schlaf nicht alles korrigieren kann. Nach einem harmonischen Frühstück wollten wir an die frische Luft mit der Idee noch beim Supermarkt vorbei zu schneien. In letzter Sekunde fällt uns ein, dass Sonntag ist. Was für ein Glück, sonst hätten wir das ganze Geld ganz umsonst mit uns rumgeschleppt!
Okay, dann werfen wir halt stattdessen Steine ins Meer, das ist auch sehr schön.
Die Apotheke an der Uferpromenade ist in einem sehr guten Zustand, man würde sagen es herrschen westliche Verhältnisse hier. Umso mehr mussten wir uns doch wundern, dass die Zeitanzeige dort scheinbar kaputt war. Stehengeblieben war sie nicht, es handelt sich ja auch um eine digitale Anzeige mit Datum, Temperatur, Öffnungszeiten, Sortiment ect., aber komischerweise war es heute immer genau eine Stunde mehr als bei uns auf dem Handy und auch die große Uhr an der Kirche gab uns Recht. Kurz und gut, irgendwann fiel es uns dann wie Schuppen von den Augen, dass wohl die Zeit umgestellt wurde, es ist ja schließlich Ende Oktober. Aber an keiner Stelle hatten wir davon vorher irgendetwas mitbekommen, nicht dass wir uns sonderlich informiert hätten oder so.
Grundsätzlich ist uns aufgefallen, dass hier kein Kiosk seine Zeitungen an der Straße präsentiert und man somit auch nicht ständig von reißerischen oder horrormäßigen Schlagzeilen heimgesucht wird. Im Westend konnten wir uns dem kaum entziehen, bei jedem Spaziergang oder Einkauf stachen einem die Überschriften ins Auge, etwas weltbewegendes zu verpassen war fast unmöglich.
Mit der Zeit haben wir auch herausgefunden warum wahrscheinlich Zeitungen gar nicht mehr benötigt und gekauft werden, denn die Todesanzeigen werden hier nämlich in regelmäßigen Abständen an heruntergekommenen Häusern an die Wand oder Tür geklebt. Jeder ist somit über die wirklich wichtigen Dinge bestens informiert.
Vor zwei Wochen durfte ich auch eine Trauerfeier aus der Ferne beobachten. Natürlich war es traurig, aber der Ablauf (zumindest das auf der Straße sichtbare) war für mich dann doch auch ein bisschen skuril. Erst fiel mir ein sehr schicker silberner Mercedes in der Leichenwagen-Edition auf, der vor einem Haus hielt (ich gebe zu, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn man hier einen Fiat Punto irgendwie verlängert hätte, um sich um diese Dinge zu kümmern). Der wird wohl jemanden abholen, war mein Gedanke. Nein, er hatte nur kurz geparkt und ist dann wieder leer weitergefahren. Plötzlich kam aus dem Haus eine ganze Trauergesellschaft, alle in schwarz, einer hatte das Trauerbild des Verstorbenen unter den Arm geklemmt. Man zog in Richtung Kirche, praktischerweise nur ein paar Häuser weiter. Alle versammelten sich auf dem Vorplatz zur Kirche, bis dann wieder der Mercedes angefahren kam, diesmal mit dem Sarg und üppigem Blumenschmuck im Kofferraum (oder wohl eher Sargraum). Das ganze sah von weitem eher aus als warte man bei einer Hochzeit auf die Ankunft der Braut. Gleichzeitig wurde noch der Blumenschmuck für die Kirche angeliefert und nach einen paar hektischen Momenten in denen man drinnen noch schnell alles entsprechend herrichtete zog dann die Gesellschaft hinter dem Sarg her in die Kirche. Ende der kleinen Anekdote.
Zurück zur Zeitumstellung… Wir dachten Juhu, so können wir die Schlafenszeit unserer Großen unauffällig nach vorne verlegen, wenn wir einfach nicht sagen, dass es noch nicht so weit ist. Naja das Ergebnis davon hüpft jetzt weit nach der „normalen“ Zeit immer noch im Wohnzimmer herum, von schlafen keine Spur. So hatten wir uns das nicht vorgestellt…