Ein Jahr in Mexiko

Ein Jahr in Mexiko

Vor einem Jahr am 7. September 2021 sind wir in Mexiko angekommen. An dem Tag wussten wir noch nicht, dass wir so lange am selben Ort bleiben würden. Im letzten Jahr konnte man uns also gar nicht als Reisefamilie bezeichnen, waren doch die größten Reisen lediglich in die nächste Stadt.
Überhaupt ist die Zeit hier unerwartet anders verlaufen, da sich mit der Schwangerschaft unseres dritten Kindes alles geändert hat.
Mir ging es gleich zu Anfang entsprechend der Erschöpfung und Übelkeit mit der das erste Trimester einhergeht nicht besonders gut. Ich fühlte mich hier nicht so wohl, das Essen war eine Herausforderung und dazu das schwüle Wetter. Zuerst dachte ich ja, es liegt an Mexiko, aber relativ schnell kam dann eben der Verdacht der Schwangerschaft auf und damit änderte sich unsere Ausrichtung. Zu unserer Beruhigung waren wir mit einer Residencia Temporal eingereist, die uns zu einem einjährigen Aufenthalt in Mexiko berechtigte. Damit war klar, es blieb genug Zeit um ein Kind zu bekommen ohne dass wir das Land verlassen mussten oder andere Wege zu finden mit denen das Visum verlängert werden konnte.
Entsprechend sind wir unser Mexiko-Abendteuer entspannt angegangen, sofern man das in den Umständen kann.

Gleich zu Anfang trafen wir uns mit zwei deutschsprachigen Familien hier im Ort und so fühlten wir uns nicht alleine.
Dominik arbeitete ständig daran uns besser zu vernetzen, und mit verschiedenen Social media Gruppen und Zoomcalls für interessierte Familien gelang es uns einige Familien in den Ort zu locken. Im Winter hatte sich aus den Treffen mit den Familien dann ein richtiger Wochenplan entwickelt, wo es jeden Tag ein Event gab. Fussball, Kletterhalle, Breakdance, Spielplatz-, Strand- und Pooltreffen. Diese Angebote wurden von allen Familien dankbar angenommen und somit war richtig was los.

Im Januar kamen dann Anna mit ihren Kindern und Jenny mit ihrer Tochter zu uns in die Anlage, und hier hat sich der bis jetzt intensivste Kontakt gebildet. Relativ schnell hatten wir eine Poolroutine etabliert und ich habe mich jeden Tag darauf gefreut wenn halb vier war und wir uns getroffen haben. Zwischen uns Erwachsenen gab es schöne Gespräche und auch die Kinder haben mehr oder weniger schön miteinander gespielt. Natürlich gab es hier auch gerne mal Reibereien aber besonders für meine beiden Mädchen war es eine gute Erfahrung.

Im Frühjahr zogen dann eine Familie nach der anderen weiter, das Land wollte weiter erkundet werden oder das Visum lief aus. Somit blieben wir kurz vor der Geburt fast alleine hier zurück, aber es haben sich trotzdem den Sommer über immer wieder Familien hier aufgehalten und auch es entstanden schöne Kontakte. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt sehr mit mir beschäftigt, sodass mir das dann teilweise eher zu viel war. Dazu kam dann doch das doch sehr drückende heiße Wetter hier im Sommer, da merkt man schon warum es nicht die beste Reisezeit ist. Hier sind dann auch unsere Aktivitäten auf ein Minimum heruntergefahren, einzig das Pooltreffen blieb bestehen, zu dem auch fast immer alle derzeitigen Familien kamen.
Für Spielplatztreffen war es zu heiß, zumindest der Weg zu Fuß dahin unerträglich, die Spielplätze selbst liegen meistens unter Bäumen.
Jetzt im September merkt man langsam, dass es angenehmer wird und es sich bald auch draußen wieder besser aushalten lässt.

Ein Highlight für uns war Anfang August der Besuch von meinem Vater und seiner Frau. Die beiden hatten über Airbnb eine Wohnung in unserer Anlage gemietet und waren im übernächsten Haus unsere Nachbarn geworden. Es war das erste Mal, dass uns jemand von zu Hause besucht hat und ich habe es sehr genossen. Auch die Kinder haben sich total gefreut, obwohl sich unsere Zweijährige an ihren Opi nicht erinnern konnte. Sie hat aber die besondere Verbindung gespürt und sich der Begeisterung ihrer großen Schwester angeschlossen. Witzigerweise kann ich hier in meinem Blog so viel berichten wie ich will, die Familie in Deutschland kann sich jetzt durch die Erzählungen meines Vaters besser vorstellen wie es hier ist.

Auch haben seine Fotos mehr Aufschluss gegeben, als unsere. Ich bin darüber aber froh, denn für uns ist das hier ja alles schon so normal und wir machen kaum Fotos, da hat der frische Blick auf das alles einen ganz anderen Effekt.

Ein weiteres besonderes Ereignis im August war die Einladung zu einem 15. Geburtstag.
Hier in Mexiko ist es Tradition, dass ein Mädchen an seinem 15. Geburtstag (mis XV años) mit einem großen Fest gefeiert wird.
Das Mädchen wird jetzt zur Frau und mit der Feier offiziell in die Gesellschaft eingeführt. Ein prächtiges Ballkleid, eine schöne Location zurechtgemacht wie für eine Hochzeit, Musik und Tanz gehören dazu.
Das Geburtstagskind (quinceañera) bekommt symbolisch ihre letzte Puppe geschenkt, die Mutter macht ihr zum letzten Mal die Frisur, es gibt einen traditionellen Tanz bei dem jeder der Gäste mit ihr tanzen darf.
Die Feier zu der wir eingeladen waren, fand auf einer Ranch 3 km außerhalb von Puerto Morelos statt. Eine andere Familie aus unserer Anlage war ebenfalls eingeladen und so konnten wir dort mitfahren. In Wahrheit haben sie „nur“ einen Zweisitzer Van, der Rest ist Ladefläche. Hier haben wir uns dann mit insgesamt 9 Personen mexican Style verteilt und so ging es problemlos zur Location. Selbst unsere Große hatte kein Problem mit ihrer Reisekrankheit, da es einfach zu lustig war und die Fahrt natürlich nicht sonderlich lange ging.
Ich hatte es nicht ganz so pompös erwartet, es gab es eine dreistöckige Torte und einen Haufen Geschenke, und entsprechend waren wir ein bisschen underdressed, aber das ganze hat draußen stattgefunden und im Endeffekt spielte es nicht eine so große Rolle. Unsere Kinder sind in dem Trubel mitgeschwommen, im wahrsten Sinne des Wortes, denn direkt neben den Tischen war ein Pool.
Wie das mit dem Baby werden würde konnte ich mir im Vorhinein nicht vorstellen, glücklicherweise schlief er aber die ganze Zeit über im Tragetuch.

So ist ein ganzes Jahr vergangen, unsere Zeit hier ist aber trotzdem noch nicht vorbei, wir bleiben höchstwahrscheinlich noch ein weiteres halbes Jahr im Land. Den bevorstehenden Winter in der Karibik nehmen wir nochmal mit, es kommen einige Familien wieder und neue hinzu. Wir freuen uns auf die Zeit, in der das Klima hier sehr angenehm ist und es Spaß macht Dinge zu unternehmen. Am Strand waren wir zum Beispiel seit April nicht mehr, was aber auch mit der Geburt zu tun hatte, das war mir gegen Ende zu anstrengend und mit Neugeborenem weiß ich ehrlich gesagt nicht was ich da im Sand soll.

Dafür, dass wir jetzt seit bald zwei Jahren in spanischsprachigem Gebiet sind sprechen wir wirklich nicht sehr gut spanisch muss ich gestehen. Ich baue meinen Wortschatz im geheimen mit Duolingo stetig auf (gestern hatte ich meinen 800 Tage Streak^^) und ich glaube passiv verstehe ich viel, nur das aktive sprechen möchte sich einfach nicht einstellen. In Gesprächen falle ich ständig ins Englische wenn das Gegenüber das auch kann, die richtigen Wörter wollen mir dann einfach nicht über die Lippen. Ich hoffe immer noch dass irgendwann der Moment kommt in dem es plötzlich klappt, so wie ich es bei meinem Englisch damals auch erlebt habe.
Unsere Kinder sprechen auch kein spanisch, zumindest meine Kinder schnappen es nicht super leicht einfach auf, so wie das ja gerne behauptet wird. Würden sie in den Kindergarten gehen wäre das sicherlich etwas anderes, aber in erster Linie geht es uns nicht darum, da wir hier nicht einwandern wollen.
Auf Dauer möchten wir ja unterwegs sein und da wird ohnehin Englisch die wichtigste Sprache sein um sich zu verständigen.

Ein Jahr in Mexiko – kurz gesagt ist der Sommer zu heiß an der Riviera Maya, der Winter ideal. Die Klimaanlage ist unser Freund. Vom Land haben wir fast nichts gesehen, ich hoffe das ändert sich in den kommenden Monaten nochmal. Insgesamt fühlen wir uns wohl, auch wenn nicht alles an der Umgebung ideal ist.

Seit meinem letzten Beitrag geht es uns übrigens besser, zu dem Zeitpunkt hing uns die letzte Erkältung noch nach und der Unterschied wenn alle gesund sind ist enorm. Ich bin also optimistisch dass wir die Rasselbande in den Griff bekommen und dabei uns selbst nicht aus den Augen verlieren, bzw. wieder in den Fokus rücken können.

Herzliche Grüße,
Eure Mirjam

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