Fazit Mexiko

Fazit Mexiko

Mexiko war unser bisher mit Abstand längster Aufenthalt mit 19 Monaten. Ich kann mit Sicherheit nicht behaupten in der Zeit eine Mexikoexpertin geworden zu sein, wir haben nicht einmal die gesamte Halbinsel Yucatan besichtigt. Typischerweise haben Urlauber hier wesentlich mehr gesehen als wir, aber wir haben ja auch keinen Urlaub gemacht. Wir leben generell unser Leben als Familie mit drei kleinen Kindern und jeder Ausflug bedeutet eine unglaubliche Anstrengung für uns, von der Reiseübelkeit meiner großen Tochter einmal abgesehen.
Trotzdem haben wir einen kleinen Einblick in das Land gewonnen, der sich hauptsächlich auf Puerto Morelos bezieht.

Wohnen
Wir haben durchgehend in einer sogenannten „gated community“ in einem Appartement gewohnt, was vorallem den Vorteil hat, dass es einen Pool in der Mitte der Häuser gibt. In Puerto Morelos würden wir es wohl auch wagen außerhalb einer solchen Anlage, also direkt an der Straße zu wohnen. Es gibt hier viele Reihenhäuser in ähnlicher Bauweise, die mehr oder weniger gut in Stand und auch entsprechend gesichert sind. In unserer Wohnung in der Anlage haben wir ab und zu nachts vergessen abzuschließen und es ist nie etwas passiert, unsere Haustür kann man einfach aufdrehen. Ebenfalls stand unser Lastenfahrrad in den letzten Wochen unverschlossen auf dem Parkplatz, das ist wohl keinem aufgefallen. Soetwas würde ich jetzt auf der Straße wohl eher nicht wagen.

Familienfreundlichkeit
Wenn man ein Baby hat, dann bekommt man von den Mexikanern viele Komplimente, mir ist aufgefallen, dass auch alle Männer das Baby mit einem „beautiful Baby“ oder „hermoso bebé“ kommentieren und sich aufrichtig freuen. Auch zu der gesamten Familie bekommt man immer wieder zu hören „beautiful children“ und dergleichen. Das gibt einem ja schonmal das Gefühl, dass man nicht grundsätzlich unerwünscht ist.
Dennoch gibt es viele Orte an denen Kinder nicht das tun dürfen was sie wollen. Klar, man kann natürlich sagen, dass das alles eine Frage der guten Erziehung ist und Kinder wissen sollten, sich in der Öffentlichkeit immer brav zu benehmen. Aber wenn man möchte, dass sich die Kinder frei entfalten können, dann braucht es eine Umgebung in der sie das auch tun können. Dazu ist zumindest der Ort an dem wir waren nicht zu 100 Prozent geeigent. In einer Anlage gibt es viele Regeln und auch einuge Anwohner die sehr darauf achten, dass alles eingehalten wird. Und selbst in unserer Wohnung habe ich mich nicht frei gefühlt, da wir sehr oft laut waren und natürlich auch das Mobiliar geschont werden sollte. Mit all der Energie der Kinder wussten wir daher oft gar nicht wohin mit uns.

Kriminalität
Zur Kriminalität hier kann ich nicht viel sagen. Ich würde vermuten, dass es so ähnlich ist wie in Deutschen Städten auch. Von Schießereien haben wir tatsächlich einmal etwas mitbekommen, da haben wir sogar die Schüsse gehört.
Hier geht es eigentlich immer um Bandenkriege, Mitglieder des Drogenkartells leben mit Sicherheit gefährlich. Es ist so wie überall auf der Welt: zur falschen Zeit am falschen Ort, und wenn nicht ist alles fein.

Lebenserhaltungskosten
Von den Kosten her kommt es stark auf die Ansprüche an wie man es empfindet. Es ist hier ebenfalls so wie überall, teurer geht immer. Da wir über ein Jahr zur Langzeitmiete gewohnt haben, waren diese Kosten recht gering. Über die ganze Zeit gab es keine Mieterhöhung, bis auf die Kursschwankungen, die in der Zeit eher zu unserem Nachteil war. Im Supermarkt zahlt man relativ viel für sämtliche Produkte, das hängt teilweise damit zusammen, dass wir hier einerseits in einem beliebten Touristengebiet sind und andererseits müssen alle Waren aus anderen Bundesstaaten importiert werden. Obst und Gemüse können in diesem Staat überhaupt nicht angebaut werden, da der Untergrund eigentlich nur aus Felsen bestehen. Das Grundwasser geht direkt durch den porösen Stein in die unterirdischen Flüsse und die Urwaldbäume haben lange Wurzeln, um bis zum Wasser zu reichen. Das würde den Salatpflanzen nicht gelingen.

Generell sind die Preise hoch und die Qualität ist nicht besonders gut. Viele Familien, die hier waren hatten mit dem Nahrungsangebot ihre Probleme. Unsere Ansprüche sind ja nicht unbedingt so unglaublich hoch, aber wenn man selbst bei Kartoffeln jede dritte nicht benutzen kann, macht es wirklich keinen Spaß.

Menschen und Sprache
Die Menschen waren größtenteils freundlich zu uns, man wird aber das Gefühl nicht los, dass die Einheimischen uns „Gringos“ nicht immer wohlwollend betrachten. Die einen wollen einfach, dass alle Ausländer wieder verschwinden und die anderen wollen jeden letzten Dollar aus der Touristentasche ziehen. Dazwischen sind ganz normale Menschen, mit denen man interessante Gespräche führen kann und friedlich koexistiert.
Die Sprache hat mir ziemliche Probleme gemacht. Obwohl mein Spanisch eigentlich schon ganz gut ist, zumindest verstehe ich in Videos sehr viel und bekomme auch den einen oder anderen Satz heraus, verstehe ich die Mexikaner hier kaum. Wenn jemand aus Mexico City kommt, dann kann ich es wieder verstehen. Scheinbar sprechen die Ortsansässigen mit einem starken Akzent, sodass auch andere Mexikaner Schwierigkeiten haben alles zu verstehen. So konnte ich mich zum Beispiel mit unseren direkten Nachbarn kaum unterhalten, was schon ein bisschen schade ist wenn man so lange Wand an Wand lebt. Sie waren aber auch alle sehr mit sich selbst beschäftigt, sodass es wenige Gelegenheiten überhaupt gab, ganz abgesehen von uns, die wir auf jeden Fall total mit uns beschäftigt sind.

Korruption
Mit den Behörden hatten wir ja schon ein paar Berührungspunkte, vor allem mit der Immigration für unsere Residencia Temporal. Es ist definitiv nicht so, dass man munter Pesos durch die Gegend schieben kann und dann alles bekommt was man möchte oder braucht. Nicht alle Beamten sind bestechlich und es gibt einige Personen, die ein großes Interesse daran haben der Korruption ein Ende zu bereiten. Daher kann alles auf dem offiziellen Wege funktionieren, so sollte es ja auch sein, so lange die Voraussetzungen tatsächlich erfüllt sind. Mit entsprechenden Beziehungen und sehr unauffälligem Vorgehen gibt es hinter irgendwelchen Vorhängen dann sicherlich Gefälligkeiten oder eben Bestechungsgelder, aber das ist nicht so einfach wie man es sich als unbedarfter Mensch vielleicht vorstellt.

Wetter
An der Küste, der Rivera Maya hatten wir rund um das Jahr T-Shirt Wetter. Es wurde selten, um den Januar herum so kühl, dass es unangenehm wurde. Im Sommer ist es dann dafür ein paar Nummern zu heiß für unseren Geschmack. Es ist sehr schwül und nachts kühlt es gar nicht mehr ab. Ich denke es ist Geschmackssache, jedem gefällt etwas anderes, aber ich persönlich mag es nicht unbedingt wenn der Schweiß schon läuft bevor man nur die erste Bewegung gemacht hat. Es regnet ab und zu recht heftig. Die meiste Zeit scheint aber die Sonne und der Himmel ist blau.
Am Strand gab es im vergangenen Jahr große Probleme mit Seegras, was sich bergeweise aufgetürmt hat und einem die Luft zum Atmen genommen hat. Kürzlich wurde in einigem Abstand zum Strand eine Barriere im Wasser installiert, die tatsächlich sehr gut das Seegras abhält. Unter diesen Umständen ist es auch wieder eine Freude ins Meer zu gehen und den Strand zu genießen.

Mein Fazit
In Mexiko hat es uns grundsätzlich gut gefallen, ich würde mir auch gerne nocheinmal ein paar andere Gegenden im Land anschauen. Um dauerhaft hier zu wohnen ist der Standort für uns nicht geeignet, einerseits der zu heiße Sommer, und andererseits die zu hohen Kosten im Touristengebiet. Durch die Geburt unseres dritten Kindes hier, haben wir immer eine besondere Verbindung zu dem Ort und werden ihn in unserem Herzen mitnehmen.
Puerto Morelos eignet sich gut, um viele reisende deutsche Familien zu treffen, da es sehr nahe am Flughafen Cancún liegt und es sich anbietet einen Zwischenstopp an der Karibik Küste zu machen.

Soviel dazu, alles Liebe
Mirjam

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