Erster Eindruck von Spanien

Erster Eindruck von Spanien

Eine Woche sind wir nun schon in unserem neusten zu Hause, ich möchte euch aber als erstes noch einmal an den Tag underer Anreise mitnehmen.

Bei unserer Ankunft des Kurzstreckenfluges von Madrid nach Barcelona kam mir am Flughafen irgendetwas komisch vor. Es dauerte ein bisschen bis ich drauf kam, aber die ganzen Schilder waren irgendwie falsch. Ich gehöre mit Sicherheit nicht zu den Menschen, die die Nachrichten regelmäßig verfolgen, aber selbst mir ist irgendwann schon einmal zu Ohren gekommen, dass es ein Gebiet in Spanien gibt, was gerne unabhängig sein möchte. Niemals hätte ich vermutet in diesem Gebiet zu wohnen, aber das wurde mir dort am Flughafen dann endgültig klar. Wir waren in Katalonien, einem Teil von Spanien wo die Menschen katalanisch sprechen und scheinbar auch sämtliche Schriften ebenso gehalten waren. Unter katalanisch und englisch drückte sich dann auf jedem Schild auch spanisch noch herum und gab Hoffnung, dass man mit dem bereits gelernten hier eventuell durch kommt.
An allen Geschäften und auf allen Plakaten wird katalanisch verwendet, sodass man eigentlich größtenteils nicht versteht, was dort steht. Mittlerweile habe ich mir auf Duolingo die ersten Lektionen angeschaut (katalanisch kann man dort allerdings nur vom spanischen aus lernen) und mir ist jetzt klar, dass es eine ganz eigene Sprache ist. Ein bisschen französisch mischt sich ein, gesprochen klingt es teilweise wie holländisch, das kann aber auch täuschen denn auf den Straßen laufen auch einige Holländer herum, was mich dann gänzlich aus dem Konzept bringt.
Wenn es von Nöten ist spreche ich natürlich das Gegenüber auf spanisch an, was bleibt mir anderes übrig, und bekomme auch meistens spanisch zurück. Das zu verstehen ist wieder ein anderes Thema, aber so habe ich wenigstens eine Chance. Manch einer antwortet dann lieber auf englisch, das ist für mich sowieso am einfachsten. Für den Rest meiner Familie macht es keinen Unterschied wo wir sind, da spricht ja jeder hauptsächlich deutsch.

Ein anderer erster Eindruck, den ich noch teilen möchte ist der von unserem derzeitigen Wohnort.
Es war ungefähr 21 Uhr nach einem sehr langen Reisetag, als unser Bus in strömendem Regen auf Platja d’Aro zufuhr. Ungefähr in dem Moment als wir an dem Busbahnhof ankamen hörte glücklicherweise der Regen auf, aber es war schon gefühlt mitten in der Nacht. Obwohl es recht kühl war sind Dominik und die Kinder barfuß durch die regennassen Straßen gelaufen. Wir hatten noch eine ordentliche Strecke vor uns, aber vor allem unsere große Tochter hätte ich in kein Taxi mehr bekommen. So liefen wir die Hauptstraße entlang. Um diese Uhrzeit war alles hell erleuchtet und es war ersichtlich dass es hier ein reges Nachtleben geben musste. Eigentlich unterschied sich alles von unserem letzten Ort in Mexiko. Schicke Geschäfte und Restaurants reihten sich aneinander und auch die Menschen, die wir um diese Uhrzeit zu Gesicht bekamen waren elegant gekleidet. Auweia dachte ich, da passen wir mit unseren Barfußkindern und Nomadentum nicht so recht hin. So viele seltsame Blicke habe ich schon lange nicht mehr bekommen, aber was solls, da mussten wir jetzt durch. Den Kindern ist das zum Glück überhaupt nicht aufgefallen, und ich glaube das ist sowieso eher meine persönliche Wahrnehmung, denn Dominik ist soetwas grundsätzlich egal.
Auch in den folgenden Tagen hat sich der Eindruck bei mir nicht verändert, wir sind in einem hippen Ort gelandet, wo es viele neue Autos gibt und wo viel Wert auf das äußere Erscheinungsbild gelegt wird. Alles in allem ein großer Kontrast zu Mexiko, aber das war ja zu erwarten. Wir fallen jedenfalls auf wie bunte Hunde und es ist auch nicht hilfreich, dass es im Keller unseres Hauses einen alten Kinderwagen gab, in dem wir jetzt regelmäßig unsere mittlere Tochter durch die Gegend schieben. Die Karre im 90er-Retrolook hebt sich wunderbar gegen die nagelneuen Gefährte ab, in denen heutezutage Kinder gefahren werden.
Ich übe mich unterdessen in Gleichgültigket.

Als nächstes möchte ich noch unser Häuschen beschreiben.
Es hätte uns ja sowieso gar überhaupt nicht nach Platja d’Aro verschlagen, wenn nicht ein Bekannter von Dominik uns sein Ferienhaus dort angeboten hätte. Wir dürften dort zu den Selbstkosten wohnen, wenn wir nach dem Rechten für ihn sehen. Das klang nach einem guten Deal und da die Lage auf dem Plan zu Supermärkten und Strand gut aussah, und der Ort auch einigermaßen in der Nähe eines Flughafen lag, sprach für uns nichts dagegen. Es war uns ehrlich gesagt auch egal in was für einem Ort wir landen, denn ein Blick auf Airbnb hat gezeigt, dass es an der gesamten spanischen Küste keine Unterkunft in unserem Budget gab, zumindest nicht in der Kurzfristigkeit von etwa 3 Monaten im voraus. Wir wussten nicht einmal wie groß das Haus war, nur eine Außenaufnahme wurde uns geschickt, wo man sehen konnte, dass es sich um ein Reihenhaus handelt. Aber auch hier haben wir gar nicht weiter nachgefragt. Wir wussten nur, dass dort schon seit letztem Jahr keiner mehr war und ich befürchtete daher einen Zustand, der eventuell nicht erfreulich war.
Zurück zu unserer Ankunft. Irgendwamn mussten wir die hell erleuchtete Hauptstraße verlassen und es wurde in den Nebenstraßen immer dunkler, bis wir dann in unserer Straße – einer Sackgasse – gar keine Straßenbeleuchtung mehr vorfanden. Bei Tageslicht konnten wir dann feststellen, dass wir in einem guten Wohngebiet wohnen, teilweise mit riesigen Einfamilienhäusern in der Nachbarschaft. Das war aber bei Nacht nicht unbedingt zu erkennen. Mit Handylicht fanden wir dann tatsächlich die richtige Haustür und den Schlüssel unter der Matte vor. Zwei Tage zuvor wurde der Schlüssel dort deponiert und gleichzeitig auch der Hauptschalter angemacht, sodass wenigstens gleich das Licht anging, als wir hineinkamen.
Das Haus war erstaunlich sauber und in einem guten Zustand. Man fühlt sich in der Zeit zurückgesetzt, die ganze Einrichtung lässt einen an die 90er Jahre denken, der Röhrenfernseher tut sein übriges.
Von der Aufteilung haben wir im Erdgeschoss Küche und Wohnzimmer, im ersten Stock dann zwei Schlafzimmer und das Bad. Von der Fläche her dürfte es nicht größer sein, als die Wohnung in der wir in Mexiko gewohnt haben. Nur dass wir jetzt stolze Besitzer einer Treppe sind, bei der man höllisch aufpassen muss, dass sich das Baby nicht herunterstürzt. Die positive Seite ist, dass nun das Sportprogramm inklusive ist, eine Treppe hält jedenfalls fit. Außerdem befindet sich das Wohngebiet auf einem Hügel, also haben wir zusätzlich täglich einige Höhenmeter zu überwinden. Es ist aber genau richtig, sodass man trotzdem raus geht und ohne Auto nicht etwa im Haus gefangen ist.
Ein Auto brauchen wir definitiv nicht, denn es ist alles bequem zu Fuß erreichbar.

Einen Zusatzpunkt habe ich noch, und zwar das Wetter. Zuerst war es uns bei der Ankunft in Barcelona recht kalt vorgekommen. Ein kalter Wind wehte um das Flughafengebäude und wir zogen alle Klamotten an, die in Reichweite waren. Auch der Weg im Dunkeln und Nassen zu unserem Haus war ungemütlich. Ebenfalls die erste Nacht war für uns ungewöhnlich kalt, da wir in Mexiko eigentlich fast immer komplett ohne Decke geschlafen haben.
Aber schon der nächste Tag hat uns wieder versöhnt, denn die Sonne schien freundlich zum Fenster herein und gegen Mittag dann in unseren Vorgarten. Schon in Mexiko ist uns längst bewusst gewesen, dass das tropische Klima auf Dauer nicht das richtige für uns ist. Der ewige Schweiß, alles ist anstrengend, draußen kann man eigentlich nicht wirklich etwas machen. Das war jetzt hier in der ersten Woche in Spanien gleich ganz anders. Jetzt Ende April frieren wir nicht, aber man muss sich schon sehr anstrengen um ins schwitzen zu geraten. Wir sind jetzt schon mehr draußen gewesen, als es in Mexiko sonst möglich war für uns. Vielleicht hatten wir dort auch nicht die richtige Umgebung, aber man muss eben in Mexiko auch ständig darauf achten, ob gefährliche Tiere irgendwo sind und kann die Kinder nicht unbekümmert spielen lassen.

Perfekt ist die Umgebung hier sicherlich auch nicht, aber wir haben wieder ein bisschen mehr über uns gelernt und verstanden, was wir brauchen beziehungsweise was wir wollen.

Viele liebe Grüße aus Katalonien,
Eure Mirjam

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