Fazit Türkei

Fazit Türkei

Die Zeit in der Türkei neigt sich dem Ende zu. Elf Wochen waren wir nun hier in Antalya, mitten im Nirgendwo. 

Zu Beginn war es sehr gewöhnungsbedürftig, die Wohnung entsprach im ersten Eindruck nicht unseren Erwartungen. Das lag aber hauptsächlich daran, dass wir einerseits abends ankamen, und bei künstlichem Licht hat diese unbewohnte Wohnung nicht so viel her gemacht, und wir außerdem in der Küche einen Wasserschaden hatten, der auch einen unangenehmen Geruch verbreitet hat. 

Nachdem wir am zweiten Tag, bei strahlendem Sonnenschein, die Wohnung gelüftet hatten und vor allem die tropfende Ursache abstellen konnten, sah alles schon viel besser aus. Außerdem haben wir sehr gut geschlafen und so beschlossen wir zu bleiben. 

Im Nachhinein war es eine gute Entscheidung. Die Wohnung ist uns ans Herz gewachsen, sie war schön geschnitten und durch ihre Lage sonnig und hell. Sie ist nach kurzer Zeit zu unserem zu Hause geworden und wir kamen gut zurecht. 

Die Umgebung, das Wohngebiet, bot nicht sehr viel. Zwei Spielplätze haben wir gelegentlich aufgesucht. Der Supermarkt war gut erreichbar, das ist eigentlich der wichtigste Punkt. Unser Versuch, die Gegend zu erkunden, hat nicht so recht zu Freude geführt. Auch als es nicht mehr so heiß war, luden die Straßen und Wege nicht so sehr zum Flanieren ein. Teilweise heruntergekommene Geschäfte, hauptsächlich für das Auto- oder Baugewerbe, dazwischen überall Baustellen für weitere ummauerte Anlagen. 

Anfang November war Anna mit ihren fünf Kindern in Antalya zum Sightseeing und wir haben uns ins Taxi gesetzt, um in die Altstadt zu fahren. Alleine das Taxi zu bestellen war kompliziert, aber dann schlussendlich dank einer Taxi-App doch ganz leicht, vor allem die Bezahlung, da wir hier tatsächlich nicht einen einzigen Lira in bar vorrätig hatten. An dem Tag regnete es morgens in Strömen, aber wir wagten es trotzdem und wurden zumindest mit einem anschließend trockenen Tag belohnt. Es war sehr schön, die andere Familie zu treffen. Die Kinder haben sich fast sofort gefunden und sind zum Spielplatz abgerauscht. 

Die Altstadt von Antalya ist sehr schön, es war eine willkommene Abwechslung zu unserem schlichten Wohngebiet. Luna sagte danach: „die neue Stadt ist wunderschön!” 

Wobei ich sagen muss, dass der Weg bis zur Altstadt eher hässlich war, das Touristenzentrum hebt sich dann positiv hervor. 

Zur Feier des Tages gab es für jeden ein Eis, 15 Lira für eine Kugel, also 50 Cent. In Mexiko hatte die Kugel Eis 45 Pesos gekostet, das waren zu dem Zeitpunkt etwas mehr als 2 Euro. 

Die Taxifahrt von ca. 20 Minuten war aber auch relativ anstrengend, Luna hat es nicht gefallen. Daher war uns schon klar, dass es keine weiteren Ausflüge in die Stadt geben wird. 

Stattdessen haben wir uns dann zwei Tage später am Decathlon in unserer Nähe getroffen. Nähe ist relativ, zu Fuß war es eine Stunde für uns. Da konnten wir aber recht schön an einem kleinen Fluss entlang laufen, an einer wenig befahrenen Straße. Aber dort läuft eigentlich niemand, Autofahrer schauten eher verwundert zu uns her. 

Das Treffen an dem Sportgeschäft war recht lustig. In dem großen Laden waren generell viele Kinder, sodass unsere 8 nicht weiter auffielen. Sie rannten herum und tobten, der Sicherheitsmann schickte alle Kinder wieder rein, die den Weg nach draußen fanden. Anschließend spielten die Kinder noch ungefähr drei Stunden draußen an einem Ständer für Surfbretter. Es war ein sehr entspanntes Treffen, und wir haben mal wieder gesehen, dass man nicht viel braucht, wenn es die Kinder schaffen, sich ins Spiel zu vertiefen. 

Der Fußweg war aber ebenfalls anstrengend, obwohl das für Luna immer die erste Wahl ist, wenn man sie fragt. Ein Stück weiter hätte es noch eine riesige Mall und einen IKEA gegeben, aber das war uns den Aufwand nicht wert für einen weiteren Ausflug. 

So, das war jetzt nochmal ein kurzer Exkurs zu den Highlights der letzten Wochen.

Weiter zum Fazit, kann ich sagen, dass es wieder einmal deutlich wurde, dass wir entweder an der Stelle wohnen, wo alles ist, oder wir sind dort nicht. 

Grundsätzlich können wir mit allem zurechtkommen, es geht dabei dann allerdings nicht darum, um jeden Preis trotzdem an die Hotspots zu kommen, sondern mit dem zu leben, was in unmittelbarer Nähe ist. 

Trotzdem ist es uns klar, dass der Platz der Unterkunft entscheidend ist, und er in Zukunft etwas sorgfältiger ausgewählt werden muss. 

Man muss ja auch sagen, dass es nicht das erste Mal ist, dass wir so abgeschieden gewohnt haben. Auf Teneriffa haben wir in der letzten Unterkunft auch das Grundstück praktisch nicht verlassen. Trotzdem ist es jedes Mal wieder eine Herausforderung, aus der Ferne abzuschätzen, ob man das richtige ausgewählt hat, oder nicht. Es spielen ja auch andere Faktoren eine Rolle wie z.B. Erreichbarkeit vom Flughafen aus, Einkaufsmöglichkeiten, und natürlich der Preis der Unterkunft. In Antalya hatten wir zu unserem Budget keine große Auswahl, eine Alternative wäre unterhalb des Flughafens gewesen, aber da wäre uns jedes landende oder startende Flugzeug über den Kopf geflogen. Die Altstadt wäre auch nicht in Laufnähe gewesen, allerdings hätte man es dort vielleicht zum Meer schaffen können. 

Ich bin froh, dass wir so gewählt haben, denn obwohl der Flughafen nicht weit ist, hört man kein einziges Flugzeug, da sie alle parallel zu uns fliegen. Außerdem fährt hier auf der Straße vor dem Haus selten ein Auto. Bis auf die Baustellen, die Schule und den Hahn auf dem Nachbargrundstück ist es sehr friedlich. 

In den letzten Wochen gab es wenige Interaktionen mit den anderen Hausbewohnern. Seit einigen Wochen ist es merklich kühler geworden, sodass auch die Kinder der anderen Familien nicht mehr so häufig draußen spielen. Aus deutscher Sicht eigentlich nicht nachvollziehbar, denn es ist trotzdem angenehm und die Sonne scheint auch die ganze Zeit. 

Ein weiterer Punkt, der uns dann doch belastet hat, war eine größere Anzahl an Stromausfällen. Der erste war drei Wochen nach unserer Ankunft und dieser hat mich besonders beunruhigt. Es dauerte drei Stunden und ich fand es nicht einfach damit umzugehen, zu wissen, wie man sich verhält, den Akku der Handys zu sparen, damit man abends noch Licht hat, oder was man mit dem Kühlschrank macht. In meinem Kopf spielten sich schon die Szenen der Apokalypse ab. Als der Strom wieder funktionierte, war ich sehr erleichtert und ab dann entspannt, da ich das Gefühl hatte, dass es irgendwie immer von

selbst wieder gut wird. Da wir kein mobiles Internet haben, war dann auch immer gleich das Internet komplett weg und man musste sich offline und analog beschäftigen. Das fiel mir leichter als Dominik, da er natürlich nicht arbeiten konnte. 

Was mich bei jedem Stromausfall bei Laune gehalten hat, war die Tatsache, dass draußen die Sonne schien und der Himmel wunderbar blau war. Das hat zumindest nicht den Eindruck vermittelt, dass auch noch sämtliche Lebensenergie ausgefallen ist. Bei Regen und grauem Himmel finde ich es weitaus deprimierender. 

Da die Ausfälle alle tagsüber waren und am Abend immer das Licht wieder ging, war es eher undramatisch. Teilweise ließen sich die Ausfälle auf Bauarbeiten zurückführen, denn die oberirdischen Stromleitungen wurden unterirdisch verlagert. An anderen Tagen war nur unser Haus betroffen, da musste scheinbar nur eine Sicherung wieder rein, was aber nur eine bestimmte Person machen konnte.

Was wir den ganzen Tag gemacht haben, wenn wir praktisch das Haus nicht verlassen haben? Ich muss sagen, dass das Leben mit drei kleinen Kindern ständig irgendwas bereit hält. Alltagsroutinen wie Essen und Mittagsschlaf geben einen festen Rahmen vor, und die Zeit dazwischen wird mit allen möglichen Spielideen, Basteln, Vorlesen oder in den Garten gehen gefüllt. Währenddessen kümmere ich mich um den Haushalt, was dann doch ein bisschen anders ist, wenn die Kinder immer da sind und man das nicht in Ruhe machen kann, wenn sie z.B. im Kindergarten wären (vorausgesetzt man hat dann natürlich Zeit für den Haushalt und geht nicht zur Arbeit). Ich habe einige gute Haushalts-Routinen entwickelt in der ruhigen Zeit hier, was bisher eigentlich nie meine Stärke war. Aber seit Yanniks Geburt finde ich zunehmend mehr Zeit, in der er sich selbst beschäftigt oder mit seinen Schwestern spielt, sodass ich mich eben diesen Dingen widmen kann. Meine Toleranz für Unordnung ist relativ hoch, aber eigentlich mag ich es lieber, wenn es sauber und ordentlich ist. 

Dank einem guten Wechselkurs haben wir recht günstig eingekauft. Teilweise sind wir für Lebensmittel monatlich kaum über 100 Euro gekommen. Obwohl hier eine starke Inflation herrscht, was die Produkte für die Türken teurer macht und natürlich nicht schön ist, haben wir durch den Kursvorteil den gleichen Preis oder sogar etwas günstiger. Das ist natürlich auch ein Grund, warum wir hier hergekommen sind. Aber in dem Fall muss man sich auch nicht wundern, wenn es nicht so aussieht wie in einem reichen Land. Aber das zieht sich ja sowieso durch unsere Reise, die Erwartungen sind ja entsprechend. 

Heute ist der letzte Tag hier, morgen geht es weiter nach Ägypten. Die Koffer sind teilweise schon gepackt, unsere Essensvorräte neigen sich dem Ende zu. Diesmal haben wir fast nichts übrig, alles war gut berechnet. 

Ich freue mich vor allem darauf, morgen Anna mit ihren Kindern zu sehen, denn wir fliegen im gleichen Flieger von Antalya aus. Die kommenden Monate werden auf jeden Fall einen Kontrast bilden, denn wir werden nicht isoliert, sondern mit anderen deutschen Familien in unmittelbarer Umgebung sein. 

Bis zum Reisebericht in spätestens ein paar Tagen! Alles liebe, 

Eure Mirjam 

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